Wenn es eine Sache gibt, über die wir uns alle absolut und einstimmig einig sind, ist es unser Bedürfnis nach Glück. Selbst wenn es durch einige unserer Handlungen äußerlich so aussieht, als ob das Letzte, was wir suchen, darin besteht, glücklich zu sein, gibt es trotz andauernder Bemühungen in den Tiefen unseres Seins nichts als einen ständigen Durst nach Ananda oder Glück. Alle unsere Handlungen sind bewusst oder unbewusst dadurch determiniert, und aus diesem Grund schaffen wir es oft, die verschiedensten und undenkbarsten Schwierigkeiten zu überwinden, in der Hoffnung, dass wir letztendlich die Zufriedenheit im Glück erreichen.

Jede dieser Aktivitäten, durch die wir versuchen, Glück zu erlangen, wird zuallererst von einer bestimmten Art von Wissen oder Informationen beeinflusst. Die Art unseres Wissens beeinflusst unsere Handlungen, mit denen wir bewusst oder unbewusst glauben, letztendlich glücklich werden zu können. Leider müssen wir oft feststellen, dass wir etwas anderes erwartet haben, und dass dieses Ziel unsere tiefsten Sehnsüchte nicht erfüllt.

Aus diesem Grund teilen wir heute einige Worte zum Thema „Preyas und Sreyas“.

Diese beiden Begriffe stammen aus der alten Sanskrit-Sprache und werden als kurzfristiges bzw. langfristiges Glück übersetzt. Da dieses Leben eine heilige Expedition ist, bei der wir versuchen, den kostbarsten Schatz der Glückseligkeit zu entdecken, ist es wesentlich, zwischen diesen beiden Arten von Glück zu unterscheiden.

Zuerst werden wir die Bedeutung von „Preyas“ oder kurzfristigem Glück analysieren:

„Preyas“ repräsentiert das, was die meisten Menschen heute als die einzige Art von Glück verstehen. Es ist bestenfalls durch den ständigen Versuch erreichbar, unsere physischen, sensorischen, mentalen oder intellektuellen Anforderungen zu befriedigen. Dabei haben wir immer das Gefühl, dem Glück und der Fülle nahe zu sein, doch sobald wir versuchen, sie vollständig zu umarmen, lösen sie sich auf, und scheinen wie ein Trugbild aus unseren Händen zu fliehen.

Warum passiert das? Wenn wir versuchen, aus diesen frustrierenden Situationen zu lernen, werden wir natürlich zu dem Schluss kommen, dass jeder Versuch, Glück durch sinnliche Freuden zu erfahren, uns im Innersten nicht befriedigen kann. Daraus können wir verstehen, dass unsere wahre Identität aus etwas ganz anderem besteht; nicht nur aus Materie, durch die wir versuchen, unsere innere Leere zu füllen.

Wenn wir diesem Gedankengang folgen, können wir daraus schließen, dass die verschiedenen Vorschläge, die uns von der heutigen Gesellschaft und dem gegenwärtigem Weltbild geboten werden, nicht den Weg zum Glück, sondern genau zu seinem Gegenteil, dem Leid, zeigen. Und das liegt eben gerade daran, dass wir „Preyas“ bzw. vergängliche Freude suchen. Diese wird nur auf der Ebene der materiellen Dualität erfahren, die jedoch lediglich eine temporäre Abwesenheit von Leid darstellt.

Kurzfristiges Glück ist kein wirkliches Glück, da es sofort eine Art von Angst und Unzufriedenheit in sich birgt, die wir dann unaufhörlich durch ein anderes kurzfristiges Glück zu überwinden versuchen. Auf diese Weise wird unsere Verstrickung in die Welt der Illusionen und weltlichen Bindungen immer weiter verstärkt.

All das Leiden, dass unvermeidlich aus dieser Art von Situation entsteht, versucht uns auch etwas zu sagen. Der Schmerz, der in unser Leben kommt, trägt eine wertvolle Botschaft, die immer in eine höhere Richtung weist, und versucht unseren Blick auf die Ebene der Essenz des Lebens zu richten.

Mit anderen Worten, unsere wahre Identität hat wenig oder nichts mit den äußeren Elementen zu tun, die sich uns in unserer relativen materiellen Erfahrung präsentieren. Das wird uns nicht nur durch mögliches Leid gezeigt, sondern auch durch heilige Schriften und Lehren offenbart. In dem Maße, wie wir aufrichtig spirituelle Lehren aufnehmen, können wir schon sehr viel Leid vermeiden. Das besagt das berühmte Sprichwort: „Wer nicht lernen will, muss fühlen.“

Wir bestehen in Wahrheit aus Sat-Cit-Ananda, oder mit anderen Worten: Ewigkeit, Wissen und Glückseligkeit. Anstatt zu versuchen, außerhalb alles zu finden, von dem wir glauben, dass es uns innerlich erfüllt, wird uns geraten, tief in die innere Realität unseres wahren Seins einzutauchen und dort alles zu entdecken, was wir bis heute nirgendwo finden konnten.

Aus diesem Grund wird uns gesagt, dass „Preyas“, vergängliches Glück (grob oder subtil) nichts anderes als eine bequeme und billige Version des wahren Glücks ist. Ein Schatten oder eine verzerrte Reflexion der ursprünglichen Realität, die wiederum zu jedem Zeitpunkt aus Glück und Vergnügen besteht. So können wir verstehen, dass wir aus nicht-materieller Natur beschaffen sind, und bereits eine Art Wissen und Glück in uns tragen. Doch wie können wir diese erleben?

Dafür müssen wir zuerst das Konzept von „Sreyas“ oder langfristigem Glück verstehen. Das können wir nur dadurch, indem wir das Beste aus unserer Intelligenz, unter angemessener Anleitung von Menschen, die eine persönliche Erfahrung vom ewigen Glück haben, zu verwenden lernen. Wir sollten uns dafür schrittweise und systematisch der Kultivierung des ewigen, spirituellen Wissens widmen, während wir unser bisheriges Verständnis und unsere bisherige Wahrnehmung der Wirklichkeit als vergänglich zurücklassen sollten.

Die Kultivierung spirituellen Wissens bewirkt ein schrittweises Abtragen verschiedener Schichten der Selbstsucht in unserem Bewusstsein. Gleichzeitig bringt sie Tugenden, wie Geduld, Toleranz und Opferbereitschaft hervor, und macht uns für übergeordnete Kräfte und Einflüsse offen. So wird fortan unser Leben auf ganz neue Art und Weise geprägt sein.

So wird mein illusorisches Identitätsgefühl, oder in anderen Worten, mein Körperbewusstsein oder falsches Ego, beiseite geschoben, damit mein wahres Selbst in all seiner Pracht erscheinen kann.

Obwohl unsere innere Natur aus Glück und Wissen besteht, kann sie durch den Einfluss der Umwelt bedeckt werden. Daher wird empfohlen, stets einer spirituellen Leitung zu folgen. Nur so kann sich das volle Potenzial unserer Seele entfalten, welches sonst unter den Einflüssen der Materie verborgen bliebe.

Eine angemessene Umgebung und spirituelle Leitung sind die essenzielle Grundlage, um unser Handeln in die Richtung des ewigen Glücks zu lenken. Ein Glück, dass keineswegs statisch oder limitiert ist.

Wir werden immer die Chance haben, neue und größere Erfahrungen der Freude und Zufriedenheit zu machen, die weit über unsere Vorstellungskraft hinausgehen, und uns in eine neue Welt einladen, die aus ekstatischem Empfinden besteht. Es ist eine andere Art vom Leben, bei dem alles zum Anreiz dafür wird, noch grössere Freunde zu erfahren. Eine solche Belohnung wird zu gegebener Zeit kommen, solange wir die Kostproben des wahren Glücks wertschätzen lernen, und uns an die unbestechlichen kosmischen Gesetze anpassen, die uns liebevoll versuchen zu erziehen, indem sie unsere Aufmerksamkeit immer wieder auf dieses erhabene Ziel richten.

Obwohl wir hier von langfristigem Glück sprechen, sollten wir uns dessen sicher sein, dass wir bereits auf dem Weg dorthin kraftvolle und aufschlussreiche Erfahrungen machen werden, die uns immer wieder aufs Neue mit Glauben, Hoffnung und Kraft stärken werden, sodass wir trotz bestimmter Impulse und Versuchungen zum kurzfristigen Glück, zu dem gewünschten Ziel vorankommen werden. Allem voran können wir diese Kraft und Entschlossenheit aus der Botschaft der Lehrer und Heiligen Schriften empfangen. Sowie wir auf dem Pfad voranschreiten, wird das angestrebte Ziel, das seit unvordenklichen Zeiten auf uns wartet, immer klarer vor uns sichtbar werden, bis wir die ewige Zuflucht der Seele erreichen, und uns in einer dynamischen Realität wiederfinden werden. In einer Realität, wo jeder Schritt ein Tanz und jedes Wort Gesang ist.

Wir laden den freundlichen Leser ein, sich Zeit zu nehmen und zu fragen, welchen Wert und Bedeutung „Preyas und Sreyas“ in seinem Leben haben. Eine ehrliche Antwort auf diese Frage verrät uns, wo wir stehen und in welche Richtung wir gehen sollten. Dann bleibt nur noch die Frage, ob wir bereit sind, unseren Lebenssinn so tiefgründig zu hinterfragen, und darauf basierend Entscheidungen zu einem neuen Lebenswandel zu treffen.